Erste Einblicke in die SAP Edge Integration Cell – lokal, leichtgewichtig, zukunftsweisend?
In den letzten Wochen haben wir uns intern intensiv mit der SAP Edge Integration Cell (EIC) beschäftigt – ein Produkt, das vor allem in hybriden oder dezentralen Szenarien eine interessante Rolle spielen kann.
Unser Ziel: Evaluieren, wie sich die EIC installieren lässt, was sie technisch leistet – und wann ihr Einsatz wirklich sinnvoll ist.
Was ist die SAP Edge Integration Cell überhaupt?
Die SAP Edge Integration Cell (EIC) ist eine lokal installierbare Laufzeitumgebung der SAP Integration Suite – speziell für Standorte oder Netzwerke, in denen Cloud-Anbindungen eingeschränkt, nicht gewünscht oder nicht durchgängig verfügbar sind. Sie richtet sich an Unternehmen, die Integrationen im eigenen Netzwerk betreiben möchten, ohne dabei auf moderne Tools und Standards zu verzichten.
Technisch basiert die EIC auf containerisierten Services (Docker/Kubernetes) und bringt eine reduzierte, aber leistungsfähige Runtime mit, die zentrale Funktionen der Cloud Integration Suite lokal abbildet. So lassen sich APIs anbinden, Daten transformieren oder Systeme orchestrieren – direkt vor Ort und mit minimalen Latenzen.
Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zur klassischen Cloud-Nutzung: Die EIC läuft vollständig innerhalb der eigenen Infrastruktur, und zwar auf einer leichtgewichtigen Kubernetes-Umgebung. Damit behält man die volle Kontrolle über Ausführung, Sicherheit und Verfügbarkeit – ein Vorteil, wenn Systeme lokal gekoppelt werden müssen oder bestimmte regulatorische Vorgaben zu erfüllen sind.
Trotz der lokalen Ausführung bleibt die EIC in das SAP BTP-Umfeld integrierbar: Verwaltung, Deployment und zentrale Überwachung können bei Bedarf über die SAP Integration Suite in der Cloud erfolgen – ideal für hybride Architekturen.
Die SAP Integration Suite in der Cloud bleibt weiterhin die zentrale Entwicklungsplattform für Integrationen.
Beim Deployment – also dem Ausrollen der entwickelten Integrationsflüsse – kann flexibel entschieden werden, ob diese in der Cloud oder in der EIC (on-premise) betrieben werden sollen. Wird die on-premise-Variante gewählt, erfolgt die Installation über einen speziell eingerichteten Cloud Connector, der die Inhalte sicher an die EIC überträgt. Dort werden die Integrationen innerhalb der eigenen Infrastruktur ausgeführt; Datenaustausch und Verarbeitung finden somit lokal statt.
Konfigurationen, Monitoring-Daten und alle weiteren notwendigen Informationen für den Betrieb werden in einer PostgreSQL-Datenbank gespeichert. Auch sicherheitsrelevante Elemente wie Zertifikate und Passwörter werden über die Weboberfläche der Cloud verwaltet, aber ausschließlich in der EIC-Instanz abgelegt, wodurch sie nur dort persistent verfügbar sind.
Aktuell, im Mai 2025, unterscheidet sich der Funktionsumfang der EIC noch deutlich von dem der SAP Integration Suite in der Cloud. Das API Management steht nur in einer reduzierten Version zur Verfügung, und Event Mesh ist derzeit noch nicht implementiert. Schritt für Schritt werden jedoch weitere Funktionen ergänzt, die bereits in der Roadmap vorgesehen sind.
Warum wir uns das genauer anschauen wollten
In vielen Gesprächen mit Kunden zeigt sich: Nicht alles kann oder soll immer über zentrale Cloud-Integrationen laufen. Sei es aus Performance-Gründen, wegen Latenzanforderungen oder aus regulatorischen Vorgaben – die Idee einer dezentralen, aber dennoch standardisierten Integrationskomponente gewinnt an Relevanz.
Die EIC verspricht genau das – aber wie sieht es in der Praxis aus?
Die folgende Grafik zeigt den Einsatz der (EIC) in einer SAP-Landschaft. In diesem Szenario sollen aus dem SAP HCM-System Informationen des Infotyps 0004 verarbeitet werden, der Angaben zum Grad der Behinderung eines Mitarbeiters enthält. Diese sensiblen Daten müssen dem Gesetzgeber für Prüfungen und Audits zur Verfügung gestellt werden, indem sie auf einem Fileserver abgelegt werden, auf den externe Stellen gesicherten Zugriff haben.
Durch den Einsatz der EIC kann dieses Szenario vollständig innerhalb der eigenen Infrastruktur umgesetzt werden – ohne dass die sensiblen Daten die lokale Umgebung verlassen.
Was wir konkret getan haben
Wir haben in unserer Evaluierung untersucht:
- wie die EIC installiert und konfiguriert wird (Spoiler: ein gewisses Kubernetes-Verständnis ist hilfreich),
- wie sich Integration Flows installieren und lokal ausführen lassen,
- wie Logging, Monitoring und Zugriffskonzepte in der Edge-Variante funktionieren,
- und natürlich: wo die Grenzen liegen im Vergleich zur "vollen" Integration Suite in der Cloud.
Technisch basiert die EIC auf denselben Grundprinzipien wie die Cloud Integration Runtime, ist jedoch bewusst auf das Wesentliche reduziert. Das macht sie nicht nur schlank, sondern auch wartungsfreundlich. Unabhängig davon, ob der Kubernetes-Cluster über SUSE Rancher, Red Hat OpenShift oder auf einem Hyperscaler betrieben wird, sind spezifische Netzwerk- und Infrastrukturkonfigurationen (z.B. Firewall Freigabe, generieren von Zertifikaten, Dimensionieren von Nodes) notwendig. Diese Anpassungen sichern eine reibungslose Integration und einen stabilen Betrieb der EIC innerhalb der eigenen IT-Landschaft.
Auch für bestehende PI/PO-Kunden stellt die Edge Integration Cell (EIC) eine interessante Alternative dar. Nach der Migration der Entwicklungen von PI/PO zur Cloud Integration können diese auf der EIC betrieben werden und befinden sich damit wieder vollständig in der eigenen Infrastruktur.
Unser Zwischenfazit
Die SAP Edge Integration Cell ist kein Allheilmittel – aber eine echte Option, wenn man lokale Integrationsanforderungen performant, standardisiert und ohne große Overhead-Strukturen umsetzen möchte. Gerade in Fertigungsumgebungen oder bei Szenarien mit restriktiven Netzwerkanforderungen und Datenverarbeitung sehen wir spannende Einsatzpotenziale.
Was man dabei nicht unterschätzen sollte: Mit der EIC kommt man wieder näher an die Infrastruktur heran. Ein grundlegendes Verständnis von Kubernetes, Netzwerkprotokollen, Shell-Scripting und Containertechnologien ist hilfreich – oder muss im Zweifel wieder aufgefrischt werden. Wer sich dafür öffnet, gewinnt aber auch etwas zurück: mehr Kontrolle, mehr Transparenz und ein direkteres Verständnis der laufenden Instanzen.
SAP setzt in der EIC bewusst auf offene Technologien wie Grafana für Monitoring und erlaubt den Zugriff auf technische Logs, Datenbankebenen und Diagnosedaten. Das eröffnet neue Möglichkeiten – etwa für tiefergehende Fehleranalysen oder individuelle Optimierungen, wie man sie aus klassischen On-Premise-Installationen kennt.
Wichtig ist: Das ist kein Schritt zurück in alte Architekturen. Vielmehr ergänzt die EIC die SAP Integration Suite um eine moderne, schlanke On-Premise-Komponente, die gezielt dort zum Einsatz kommt, wo Cloud allein (noch) nicht ausreicht.
Austausch gewünscht?
Wir evaluieren weiter – unter anderem wie sich bestehende Cloud-Flows auf der EIC sinnvoll wiederverwenden lassen.
Wer überlegt, ob die EIC für das eigene Szenario sinnvoll ist, kann sich gerne bei uns melden. Wir unterstützen nicht nur bei der Evaluierung oder Planung der Architektur, sondern implementieren auch aktiv mit Ihnen zusammen.

Alexander Aigner
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